Dachabdichtungen
Als Architekt oder Planer eines Flachdaches oder Industriedaches haben Sie viele Gestaltungsmöglichkeiten. Damit das Dach aber gegen alle Beanspruchungen abgedichtet ist, muss eine passende Materialauswahl bei der Abdichtung getroffen werden.
Damit der Dachdecker dieses Material richtig bemessen kann, muss er DIN 18531 (Dachabdeckungen) berücksichtigen sowie die Normen der zu verwendenden Materialien.
Anforderungen an die Abdichtung des Daches
Gerade bei der Abdichtung von Flachdächern muss zur Erhaltung der Substanz eine genaue Materialwahl getroffen werden. Bei der Planung des Materials muss die Beanspruchungskategorie bestimmt werden. Handelt es sich um eine Standardausführung für übliche Anforderungen oder benötigt man die Ausführungen für erhöhte Anforderungen (etwa bei Hochhäusern)?
Alle Abdichtungsstoffe müssen unter den Maximal- und Minimalbedingungen der zu erwartenden Temperaturen, bei Verformungen und bei Windbelastung gleichermaßen wasserdicht, standhaft und dehn- und reißfest sein.
Des Weiteren müssen die Umstände berücksichtigt werden. Sollen die Dachbahnen begrünt, bekiest oder bewittert werden? Die chemischen und biologischen Beanspruchungen sind daher genauso einzuplanen, wie auch die mechanischen und thermischen.
Die Art der Abdichtung ist auch von dem gewählten Dachaufbau (belüftet/ nicht belüftet) sowie von der Unterkonstruktion abhängig. Ein weiterer wichtiger Faktor für die fachgerechte Planung ist neben der Beanspruchung auch die Nutzung des Bauwerks.
Was sind die biologischen und chemischen Einwirkungen auf die Dachabdichtungen?
Der Alterungsprozess wird durch gewisse Einwirkungen beschleunigt, wodurch die Haltbarkeit der Abdichtung sich verringert.
Biologische Einwirkungen können alkalische Substanzen, Algenbefall oder Mikrobeneinfluss sein. Außerdem kann ein langanhaltender Wasserstau bei erhöhten Temperaturen zum Bruch von minderwertigem Material führen. Daher sollte nur geprüftes bzw. genormtes Material verwendet werden, das über einen längeren Zeitraum diesen Extremen ausgesetzt wurde und immer noch die benötigte Funktion aufweist.
Die chemischen Einwirkungen sind säurehaltige Substanzen (Vogelkot, Laub, Pollen oder Saurer Regen) und Säuren, die ebenfalls auf die Dachabdichtung einwirken. Fette und Öle sind gerade bei Industrieanlagen häufig in erhöhter Konzentration durch die Abluft festzustellen, die neben den Abgasen aus dem Straßenverkehr negativ auf die Abdichtung einwirken. Hier ist von Bitumenabdichtungen abzusehen, da Bitumen nicht beständig gegenüber artverwandten, mineralölstämmigen Fetten, Ölen, Kraftstoffen (Benzin, Diesel) und einigen organischen Lösemitteln ist, die Bitumen je nach Art mehr oder weniger gut lösen.
Was sind die thermischen und mechanischen Einwirkungen auf die Dachabdichtungen?
Da die Abdichtung möglichst lange haltbar sein sollte, müssen die Bahnen großen thermischen Wechselwirkungen wie UV-Strahlen, hohe und sehr niedrige Temperaturen, Regen und Hagel oder Ozon standhalten. Je nachdem, ob es einen Oberflächenschutz gibt oder nicht, muss das Material entsprechend gewählt werden.
Die mechanische Beanspruchung liegt dann vor, wenn die Tragkonstruktion Bewegung ausgesetzt ist, wie etwa bei Schalungen aus Holz, Wärmedämmung aus weichem Material oder bei begrünten Flächen. Damit auch bei dieser Beanspruchung die Abdichtung keinen Schaden nimmt, muss sie für stoßartige Belastung ausgelegt sein. Unwetter sind zusätzlich zu berücksichtigen, gerade bei bewitterten Dachflächen.
Art der Abdichtungen
Für jedes Dach muss je nach Anforderung individuell eine Abdichtungsvariante festgelegt werden. Dazu müssen Sie den Normen entsprechen und den Produktdatenblättern im Regelwerk des Dachdeckerhandwerks. Zudem muss bei Kombinationen von Materialien die Verträglichkeit untereinander gegeben sein. Die Bahnen können aus Bitumen, Kunststoff oder Kautschuk sein.
Besonderheiten: Durchdringungen
Durchdringungen wie Abflüsse, Dunstrohre, Lichtkuppeln oder Schornsteine schwächen das Flachdachsystem und müssen gut geplant werden. Die Anzahl der Durchdringungen sollte auf ein Minimum reduziert werden, etwa durch Zusammenfassung der Leitungen, und muss zudem fachgerecht mit dem entsprechenden Material abgedichtet werden, damit kein Schaden entsteht. Je nach Hersteller der Abdichtungsbahnen gibt es auch Zubehör für diese Fälle.
Begrünte Dächer
Abdichtungen begrünter Dächer müssen eine Wurzelfestigkeit vorweisen, da sonst vegetationsbedingte Schäden an den Dachbahnen die Abdichtung herabsetzen. Haben Sie kein begrüntes Dach geplant, haben aber eine Kiesanschüttung ist dennoch ein auf Wurzelfestigkeit geprüftes Material zu empfehlen, da sich durch Samenflug Vegetation dort ansiedeln kann.
Industriebauten (etwa Großküchen)
Bei Industriebauten müssen die Materialien (für die Wand- und Dachabdichtung) auf die Produktion abgestimmt werden, da durch Dunstrohre auch Einflüsse an die Abdichtung gelangen kann. So ist es bei Großküchen der Fall, dass Öle und Fett in Fugen, Risse und Dunstrohre dringen, die bei manchen Materialen Schaden verursacht. Daher muss individuell entschieden werden, welcher Art von Beanspruchung das Dach und die Abdichtung ausgesetzt sind und dementsprechend das Material wählen.